Die Entwicklung im Bereich nachhaltige Architektur & nachhaltiges Bauen schreitet unaufhaltsam voran. Wir erklären dir, wie du als privater Bauherr den Aspekt der Nachhaltigkeit zu einem Schwerpunkt in deinem Projekt machst. Hier sind unsere 11 Denkanstöße.
Mit der (demnächst erwarteten) Einführung des digitalen Gebäuderessourcenpasses kommt man dem Ziel, im Bausektor eine vollständige Kreislaufwirtschaft zu etablieren, einen großen Schritt näher. Angelehnt an den erfolgreichen Energieausweis, liefert der Gebäuderessourcenpass ein Handlungs- und Informationsgerüst zur bestmöglichen Nutzung von Ressourcen.
1. Nachhaltige Architektur beginnt mit der Ausrichtung des Hauses
Nachhaltiges Bauen & Architektur hängt eng mit der Gebäude-Energieeffizienz zusammen. Je energieeffizienter dein Haus ist, desto nachhaltiger ist es zugleich.
Das Gute daran: Die Energieeffizienz im Bereich ökologische Architektur lässt sich bereits durch die Ausrichtung des Hauses maßgeblich beeinflussen.
Beschäftige dich mit dem Tageslicht und der Sonneneinstrahlung an deinem Standort und richte große Fensterfronten möglichst nach Süden aus. Dadurch senkst du den Heizwärmebedarf. Richte auch deine Photovoltaikanlage (falls vorhanden) nach Süden aus.
Umgekehrt solltest du an der Nordseite bevorzugt kleine Fensterfronten einplanen, da hier die wärmende Sonneneinstrahlung am geringsten ist. Innerhalb des Hauses solltest du darauf achten, hitzeempfindliche Geräte wie etwa den Kühlschrank an schattigen Stellen zu platzieren.
2. Größe und Form von Gebäuden
Die Dimensionierung und Proportionierung von Gebäuden ist ein zentraler Aspekt nachhaltiger Architektur und hat erhebliche Auswirkungen auf deren Energieeffizienz, Umweltverträglichkeit und die allgemeine Lebensqualität der Bewohner.
So sind zum Beispiel große, offene Innenräume weniger effizient zu beheizen und zu kühlen als kleinere, geschlossene Räume. Gebäude mit hoher Decke können zudem eine größere Fläche zur Kühlung benötigen und daher mehr Energie verbrauchen.
Andererseits kann eine gute Proportionierung auch dazu beitragen, Räume angenehmer und gesünder zu machen, indem sie für ausreichend natürliches Licht und gute Luftzirkulation sorgt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Dimensionierung und Proportionierung ist die Schonung von Ressourcen. Ein kleineres Gebäude reduziert die Flächenversieglung und braucht weniger Ressourcen
Darüber hinaus kann die sorgfältige Planung Form des Gebäudes dazu beitragen, die Menge der benötigten Materialien zu minimieren.
3. Mehrfachnutzung: Flexibel für die Zukunft
Bekanntlich ändern sich die Nutzungsanforderungen von Gebäuden im Lauf der Zeit häufig:
Familienmitglieder kommen hinzu,
Familienmitglieder ziehen aus,
Oma zieht zur Pflege ein,
Mieter ziehen neu ein,
etc.
Eine nachhaltige Architektur, die diesen Namen verdient, berücksichtigt die wechselnden Anforderungen. Je adaptierbarer und flexibler das Gebäude ist, desto nachhaltiger ist es. Denn auf neue Anforderungen muss dann nicht mit neuen (umweltschädlichen) Baumaßnahmen reagiert werden, sondern die Flächen lassen sich ohne Probleme anders nutzen. Ein Paradebeispiel hierfür sind Zimmer, die zuerst als Kinderzimmer und später z.B. als Büro genutzt werden können.
4. Wichtig: Flächenteilung ins Flächenkonzept integrieren
Eine effiziente Flächennutzung ist essenziell für die erfolgreiche Umsetzung von Architektur mit Nachhaltigkeit. Dein Flächenkonzept sollte auf eine intensive und teilbare Flächennutzung ausgelegt sein.
Der Anteil an wenig genutzten Flächen sollte deshalb möglichst klein sein. Besonders vorteilhaft ist ein Flächenkonzept, bei dem sich sowohl vertikal als auch horizontal rasch neue Nutzungseinheiten bilden lassen. Warum? Wenn die Kinder ausziehen, kannst du die Flächen anders nutzen.
Typisches Beispiel: Den Keller "Einliegerwohnung-ready" gestalten.
5. Architektur, Nachhaltigkeit & Baumaterialien - nachwachsend, leicht abbaubar und wiederverwertbar
Verwende nachhaltige Materialien in der Architektur - und vor allem: Vermeide die Verwendung kritischer Materialien. Als kritische Materialien gelten alle Schad- und Risikostoffe, die sich nicht in einen Wiederverwertungskreislauf einbauen lassen.
Perspektivisch betrachtet, solltest du diese Baumaterialien innerhalb eines geschlossenen Kreislaufs isolieren, um sie gegebenenfalls entsorgen zu können. Eine genaue Dokumentation ist dabei unerlässlich (gerade im Hinblick auf den Gebäuderessourcenpass).
Um nachhaltiges Bauen & Architektur optimal zu verbinden, solltest du vermehrt auf Baumaterialien setzen, die Klimaschutzkriterien erfüllen. Dazu zählen z.B.
Holz (für Wände, Fassaden, Fenster und vieles mehr)
Natursteine wie Schiefer und Ziegel,
All dies sind nachhaltige Materialien in der Architektur, die dein Gebäude ökologisch aufwerten.
6. Nachhaltiges Bauen & Architektur: Ressourcen und Recyclingmaterialien dokumentieren
Dokumentiere die Verwendung von Ressourcen im Hausbau möglichst differenziert. Das bedeutet: Lege eine anteilige Auflistung der wiederverwendeten, verwerteten (bereits recycelten) Materialien sowie der nachwachsenden Rohstoffe an. Im kommenden Gebäuderessourcenpass gehört dies zu den Grundpfeilern für eine ökologische Architektur. Es geht darum, ...
den Verbrauch von Ressourcen
die Wirkung aufs Klima und
die Kreislauffähigkeit des Gebäudes
...transparent zu dokumentieren. Umweltfreundliche Architektur beginnt somit immer mit einer sorgfältigen Bestandsaufnahme.
7. Art der Wasserversorgung - Regen- und Grauwasser nutzen
Ein auf Sparsamkeit ausgerichtetes Wasserkonzept gehört zu den Grundsäulen einer Architektur mit Nachhaltigkeit. Dabei steht nicht nur die Vermeidung von übermäßigem Trinkwasserverbrauch im Fokus. Vielmehr geht es um die Art der Wasserversorgung.
Für viele Bereiche lassen sich nämlich Grundwasser, Regenwasser und Grauwasser nutzen. Informiere dich über die technischen Möglichkeiten der Regenwasserrückhaltung / Regenwasseraufbereitung und setze diese zu deinem Nutzen ein. Bei einem großen Garten lohnt es sich, über den Bau eines Brunnens oder die Installation einer Regenwasserzisterne für die Wasserversorgung nachzudenken. (Mehr dazu in unserem Blog-Beitrag Zisterne: Vorteile und Nachteile).
Und auch im Haus selbst lässt sich gezielt Wasser sparen: Baue wassersparende Armaturen im Bad und in der Küche ein.
8. Energieversorgung von Gebäuden im Rahmen einer nachhaltigen Architektur
Die Energieversorgung in der nachhaltigen Architektur konzentriert sich auf die Maximierung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen, wie Solar- oder Umweltenergie, sowie auf effiziente Gebäudesysteme und -designs, die eine effektive Nutzung der (natürlich) zur Verfügung stehenden Ressourcen ermöglichen.
9. Abfallmanagement während der Bauphase
Das Thema Recycling und zirkulärer Kreislauf begegnet privaten Bauherren nicht erst nach dem Bau, wenn das Haus steht. Bereits während der Bauphase sind nachhaltiges Bauen & Architektur Themen, die man mit einem holistischen Blick angehen sollte. Eine besondere Rolle nehmen Bauabfälle ein. Diese tragen bis heute maßgeblich zum globalen Abfallaufkommen bei. Deshalb solltest du Baumaterialien nicht einfach als Wegwerfprodukte betrachten, sondern als Materialien, die im Idealfall zu 100% wiederverwendet werden. Informiere dich über Verwertungswege und halte den Anteil an nicht recycelbaren Baumaterialien möglichst niedrig.
10. Potenzielle Nachnutzung von Materialien im Blick haben
Wer klug ist, schaut voraus. Das gilt nicht nur fürs Leben, sondern auch fürs nachhaltige Bauen. Besprich mit einem spezialisierten Architekt für nachhaltiges Bauen die Frage, wie du die Kreislauffähigkeit deines Gebäudes erhöhen kannst.
Schon während der Design- und Entwurfsphase solltest du dir Gedanken über End-of-Life-Szenarien machen. Der Begriff End-of-Life meint sowohl Reparaturen als auch Umbauten und Rückbauten. Und: Durch die Nutzung reversibler Verbindungen (Betonfertigteile, Holzverbindungen) besitzt dein Gebäude ein hohes Maß an Flexibilität. Auch die potenzielle Nachnutzung von einzelnen Materialien solltest du bedenken: Wie lassen sich bestimmte Materialien nach der eigentlichen Nutzung weiterverwenden?
11. Demontage, Um- und Rückbau - unverzichtbar für nachhaltige Architektur
Eine gute Rückbaubarkeit ist unerlässlich für eine umweltfreundliche Architektur & nachhaltiges Bauen. Rückbaubarkeit bedeutet: Das Gebäude lässt sich ohne großen Aufwand in seine Bestandteile zerlegen und entsorgen. Die Verbindungsteile müssen hierzu möglichst einfach zu demontieren sein - wie dies etwa bei aufgelegten, geklickten oder geschraubten Verbindungen der Fall ist. Auch hier gilt: Betrachte das Gebäude holistisch. Neben der technischen Gebäudeausrüstung solltest du auch die nichtkonstruktiven Bauelemente sowie die tragenden und nicht-tragenden Rohbaukonstruktionen im Kopf haben. Je demontierbarer diese sind, desto besser.
Fazit: Nachhaltige Architektur ist mehr als eine Holzfassade
Unterhalte dich mit einem verantwortungsbewussten Architekt für nachhaltiges Bauen über alle Themen, die dir auf der Zunge brennen. Nachhaltige Architektur und nachhaltiges Bauen sind Prozesse, die bereits lange vor dem Bau beginnen und bis zum Ende des Lebenszyklus' eines Gebäudes reichen. Dabei gibt es viele Faktoren, Rahmenbedingungen und Einflüsse zu berücksichtigen,