Ist Beton nachhaltig? In diesem Beitrag stellen wir einige Aspekte gegenüber, die für und gegen die Nachhaltigkeit von Beton sprechen.
Geht es beim Thema Beton um die Nachhaltigkeit, scheiden sich die Geister. Die einen sagen, er ist nachhaltig, weil es sich um einen Naturstoff aus regional verfügbaren Ressourcen handelt. Ein etwas stärkeres Argument haben jedoch die Gegenstimmen, weil die Betonverarbeitung hohe CO2-Emissionen verursacht. Hier erfährst du, warum herkömmlicher Beton als umweltschädigend gilt und was getan werden kann, um den Baustoff ökologischer zu gestalten.
Ist Beton nachhaltig? 4 Pros
Folgende Argumente sprechen für die Nachhaltigkeit von Beton.
1. Rohstoffe regional verfügbar
Beton ist ein Gemisch aus Zement, Gesteinskörnung und Wasser. Zu den wichtigsten Zementrohstoffen zählen Kalkstein, Kalkmergel, Ton, Kreide, Sand, Gips und Anhydrit. Diese Materialien finden sich alle in der Natur. Die Zementwerke in Deutschland befinden sich mehrheitlich direkt bei den Abbaustätten. Je kürzer die Lieferketten, umso weniger Transport-Emissionen entstehen und desto nachhaltiger ist der Beton.
2. Lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze
Die Betonindustrie ist in Deutschland an etwa 1.900 Standorten vertreten. Dadurch sorgt sie für eine lokale Wertschöpfung und sichert Arbeitsplätze in allen Regionen der Bundesrepublik. Im Jahr 2021 beschäftigten die rund 525 Unternehmen der Transportbetonbranche circa 11.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das Produktionsvolumen im selben Zeitraum betrug 54,15 Millionen Kubikmeter und war das zweitgrößte in Europa sowie das größte innerhalb der EU.
3. Langlebigkeit
Die Lebensdauer altrömischen Betons ist legendär. Einige antike Bauwerke bestehen schon seit circa 2.000 Jahren. Auch wenn heutiger Beton nicht mit dem Baustoff der alten Römer mithalten kann, ist er immer noch recht langlebig. Für Häuser aus Beton kalkulieren Experten eine Nutzungsdauer von 80 bis 100 Jahren. Häuser in Leichtbauweise bedürfen laut diesen Experten schon nach rund 60 bis 80 Jahren einer Komplettsanierung. In Sachen Haltbarkeit ist Beton somit als umweltfreundlich und nachhaltig anzusehen.
4. Wiederverwertbarkeit
In Bezug auf die Recycelbarkeit ist Beton nachhaltig. Der Baustoff lässt sich auf unterschiedlichste Weise mehrfach nutzen, wodurch in hohem Maße Ressourcen eingespart werden können.
Nicht gehärtete Betonreste werden beim sogenannten Frischbetonrecycling im Betonwerk verarbeitet. Etwas schwieriger gestaltet sich das Recycling von Festbeton. Um eine Wiederverwendung zu ermöglichen, muss dieser zunächst energieintensiv zerkleinert werden. Somit ist Recyclingbeton kein uneingeschränkt umweltfreundlicher Beton. Er spart jedoch Ressourcen.
Hinzu kommt, dass gesetzliche Vorgaben die Recyclingquote senken. Sand, der beim Zerkleinern anfällt, darf nicht wiederverwendet werden, da er als nicht ausreichend belastbar gilt. Zudem erfordert die Altbetonaufbereitung ein gewisses Know-how. Bislang gibt es nur wenige Unternehmen, die Betonrecycling anbieten.
Überdies zweifeln viele Abnehmer an der Qualität von recyceltem Beton. Deshalb wird dieser statt für Neubauten vor allem im Straßenbau verwendet. Würde in Deutschland so viel Recyclingbeton eingesetzt, wie eigentlich möglich ist, würde Beton bezüglich Nachhaltigkeit insgesamt besser dastehen.
Ist Beton nachhaltig? 2 Cons
Diesen Zahlen und Fakten sprechen gegen die Nachhaltigkeit von Beton.
1. Brennen des Betons ist äußerst energieintensiv
Für die Herstellung von einem Kubikmeter Beton werden 2.775 Megajoule Energie benötigt. Diese stammt bislang vorwiegend aus der Ölverbrennung, die Kohlenstoffdioxid erzeugt. Bei der Produktion einer Tonne Zement entstehen rund 700 Kilogramm CO2. Das entspricht sechs bis neun Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Die gute Nachricht ist, dass in Europa ein Rückgang der durch die Betonherstellung verursachten Emissionen zu verzeichnen ist.
2. Hoher Ressourcenverbrauch
Jährlich werden weltweit rund sieben Milliarden Kubikmeter Beton verbaut. Entsprechend viele Rohstoffe erfordert die Betonerzeugung. Diese Ressourcen sind nicht unerschöpflich. Insbesondere Sand ist heute schon ein knappes Gut. Der globale Sand- und Kiesbedarf hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdreifacht. Die jährlich geförderte Menge würde ausreichen, eine 20 Meter breite und 20 Meter hohe Mauer entlang des Äquators zu bauen.
In den rund 2.000 deutschen Sand- und Kiesgruben werden pro Jahr circa 240 Millionen Tonnen Sand und Kies gefördert. Das genügt nicht mehr, um den wachsenden Bedarf zu decken.
Forschung: Ist umweltfreundlicher Beton möglich?
Seinen schlechten Ruf im Hinblick auf den Klimawandel verdankt Beton also primär der Zementproduktion. Deshalb wird derzeit an Möglichkeiten geforscht, Zement umweltfreundlich herzustellen, um in Zukunft nachhaltiges Bauen mit Beton zu ermöglichen.
Da ein Großteil der Energie beim Brennen des Zements verbraucht wird, versuchen die Forscher, Rohstoffe zu finden, die weniger Hitze benötigen. Beispielsweise kann Calciumsulfoaluminat (CSA) die erforderliche Temperatur um 200 °C senken. Wird ökologischer Beton aus CSA-Zement hergestellt, reduziert sich der CO2-Ausstoß um mehr als die Hälfte. Es wird jedoch mehr Wasser benötigt und die Herstellung ist insgesamt teurer.
Darüber hinaus gibt es Bestrebungen, beim Beton die Nachhaltigkeit durch Nutzung erneuerbarer Energiequellen und das Speichern des frei werdenden Kohlenstoffdioxids zu erhöhen. Noch einen Schritt weiter geht der sogenannte MOMS-Zement. Die Abkürzung steht für "Magnesium Oxide derived from Silicates". Dieser Zement soll nicht nur während der Herstellung weniger CO2 freisetzen als herkömmlicher Zement, sondern auch Kohlenstoffdioxid im Beton binden.
Der Haken: Für den MOMS-Zement ist Olivin erforderlich und dieses gibt es hierzulande nicht in ausreichender Menge. Um den riesigen Bedarf der Baubranche zu decken, wäre der Import großer Mengen von Olivin, beispielsweise aus Skandinavien, nötig. Damit würde das Vorhaben "Nachhaltiger Beton" an den hohen Transport-Emissionen scheitern.
Fazit: Beton & Nachhaltigkeit
Beton besteht zwar aus natürlichen Ressourcen, bei seiner Herstellung werden jedoch erhebliche CO2-Emissionen freigesetzt. Obendrein erfordert die Betonproduktion große Mengen Sand und Kies, beides Rohstoffe, die schon heute knapp werden.
Um beim Beton die Nachhaltigkeit zu erhöhen, ist es nötig, Brennverfahren anzuwenden, die weniger Energie verbrauchen. Zudem muss das anfallende CO2 gebunden werden, bevor es als Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Ferner ist es unverzichtbar, vermehrt recycelten Beton zu nutzen.
Wirklich nachhaltiger Beton ist bislang eine Zukunftsversion. Die Forschung arbeitet jedoch mit Hochdruck daran, die Rezepturen und Technologien zu verbessern und Alternativen zu finden.