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Lebenszyklus eines Gebäudes für nachhaltiges Bauen enorm wichtig

Ein zentraler Eckpunkt des Nachhaltigen Bauens ist die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden. Was das genau bedeutet und worauf man achten sollte, erfährst du hier.


Wer Interviews und Reden der Bundesbauministerin Klara Geywitz zur Neuausrichtung der KfW-Förderung für Bauen und Sanieren in Richtung nachhaltiges bzw. klimafreundliches Bauen in den letzten Monaten verfolgt, dem fällt auf, dass sie keine Gelegenheit auslässt zu betonen: „Es geht um den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.”


Warum ist die Lebenszyklusbetrachtung eines Gebäudes gerade beim nachhaltigen Bauen so relevant?

Aber warum ist nachhaltiges Bauen so stark mit dem Lebenszyklus eines Gebäudes verbunden? Die Antwort ist: Die bisherige Bau- und Förderpolitik hat sich fast ausschließlich auf die Nutzungsphase eines Gebäudes konzentriert.


Doch für das nachhaltige Bauen greift das zu kurz:

  • Bevor ein Gebäude genutzt werden kann, muss es zuerst mal errichtet werden.

  • Und nachdem es genutzt wurde, muss es rückgebaut werden.

Auch dabei wird eine Menge CO2 emittiert - man spricht in diesem Zusammenhang von grauer Energie.

Diese Lebenszyklusphasen eines Gebäudes müssen nun stärker in den Fokus rücken. In sämtlichen Lebenszyklusphasen gibt es enorme Potenziale Ressourcen zu schonen, CO2 einzusparen und weitere wichtige Ziele des nachhaltigen Bauens zu erreichen.


Welche Lebenszyklusphasen gibt es bei Gebäuden?

Welche Phasen gibt es denn, wenn man vom Lebenszyklus eines Gebäudes spricht? Je nach Quelle gibt es unterschiedlich viele Phasen.


Wir finden die Betrachtung folgender 5 Lebenszyklusphasen bei Gebäuden sinnvoll:

  1. Planung

  2. Bau

  3. Betrieb/Nutzung

  4. Sanierung

  5. Rückbau

Nachhaltiges Bauen & die 5 Lebenszyklusphasen bei Gebäuden

Welche Auswirkungen bzw. Anforderungen gibt es in den 5 Phasen im Lebenszyklus eines Gebäudes an das nachhaltige Bauen?

1. Planungsphase

Die Planungsphase ist besonders wichtig für das nachhaltige Bauen. In diese Phase zählt alles von der Architektur über die Projektentwicklung bis hin zur Planung des Rückbaus. In dieser Phase können für alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und für alle weiteren Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes grundlegende Schritte geplant werden:

  • Ökologische Dimension: Beim nachhaltigen Bauen muss in der Planungsphase darauf geachtet werden, dass sowohl Rohstoffgewinnung als auch Herstellung und Transport klima- und ressourcenschonend sind. Auch für die Nutzungsphase gilt es hier wichtige Weichen zu stellen (z.B. Dämmung und Energieversorgung).

  • Ökonomische Dimension: In der Planungsphase ist die Beeinflussbarkeit der Kosten am Größten, da hier der Grundstein für alle weiteren Phasen gelegt wird.

  • Soziokulturelle und funktionelle Dimension: Sowohl Nutzerbedürfnisse und Funktionalität, als auch kulturelle und ästhetische Aspekte eines Gebäudes müssen in dieser Phase entwickelt und geplant werden.

2. Bauphase

In die Bauphase zählt die Errichtung sowie die Inbetriebnahme eines Gebäudes.

  • Ökologische Dimension: Da beim Abbau von Rohstoffen, bei der Herstellung von Baumaterialien sowie der Errichtung und der Inbetriebnahme eines Gebäudes besonders viele Ressourcen verbraucht werden und die Bauphase besonders CO2-intensiv ist, gibt es in dieser Phase ein großes Potenzial für Einsparungen.

  • Ökonomische Dimension: Natürlich entstehen in der Bauphase – neben der Nutzungsphase – der größte Teil der Lebenszykluskosten eines Gebäudes.

  • ·Soziokulturelle und funktionelle Dimension: Kann für die am Bau (und der Herstellung der Materialien) Beteiligten Sicherheit und Gesundheit gewährleistet werden?

3. Nutzungsphase (einschließlich Instandhaltung)

Zur Nutzungsphase zählen das Nutzen, Instandhalten, Betreiben und Bewirtschaften/Verwalten eines Gebäudes.

  • Ökologische Dimension: Ganz entscheidend ist in dieser Phase: Wie gut gedämmt ist mein Gebäude und mit welchem Grad an fossilen Energieträgern wird mein Gebäude mit Energie versorgt? Je besser gedämmt und je mehr Erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, desto besser ist dies für die Umwelt.

  • Ökonomische Dimension: In der Nutzungsphase entsteht ein großer Teil der Lebenszykluskosten eines Gebäudes (v.a. für Energie und Instandhaltung). Vor allem folgende Punkte beeinflussen die Kosten in der Nutzungsphase:

    • Gebäudedämmung

    • Effiziente Gebäudetechnik

    • Reparaturanfälligkeit der Technik

  • Soziokulturelle und funktionelle Dimension: Hier muss man sich vor allem fragen: Werden die Funktionen auch wirklich so genutzt wie geplant? Erfüllt das Gebäude tatsächlich die Nutzerbedürfnisse? Viele funktionale Aspekte können erst in der Nutzungsphase beurteilt werden. Beispiele:

    • Wird der Balkon überhaupt genutzt?

    • Fehlt noch ein Schrank in der Küche?

    • Ist die Regenwasserzisterne oder die PV-Anlage überdimensioniert?


4. Sanierungs-/ Modernisierungsphase

Zu dieser Phase zählt alles rund um Umbau, Instandsetzung und Modernisierung eines Gebäudes. Bei einer Sanierung bestehen große Potenziale für das nachhaltige Bauen:

  • Ökologische Dimension: Da Bestandsgebäude häufig schlecht gedämmt sind sowie keine Erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen, kann bei einer Gebäudesanierung enorm viel für die Umwelt getan werden. Darüber hinaus wurden bei Gebäudesanierungen Aspekte wie der Einsatz umweltschonender Ressourcen bisher kaum berücksichtigt. Auch hier besteht ein Riesen-Potential für die Ökologie.

  • Ökonomische Dimension: Natürlich ist diese Phase auch sehr Kostenintensiv. Dafür erreicht man eine Wertsteigerung der Immobilie.

  • Soziokulturelle und funktionelle Dimension: Sowohl Nutzerbedürfnisse und Funktionalität, als auch kulturelle und ästhetische Aspekte eines Gebäudes können in dieser Phase entscheidend verbessert werden.

5. Rückbauphase (einschließlich Verwertung und Entsorgung)

Zur Rückbauphase gehört neben dem Rückbau auch die Verwertung und Entsorgung der einzelnen Materialien des Gebäudes. In dieser Phase spielt das Konzept der Circular Economy eine wichtige Rolle:

  • Ökologische Dimension: Können Gebäudeteile wiederverwendet werden? Können Materialien zurück in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden?

  • Ökonomische Dimension: Wie hoch sind die Kosten für Rückbau und Entsorgung?

  • Soziokulturelle und funktionelle Dimension: Kann für die Beteiligten ein sicherer und gesundheitsschonender Rückbau gewährleistet werden?

Wie verteilen sich die Lebenszykluskosten eines Gebäudes beim nachhaltigen Bauen?

Wenn man nachhaltig baut, wirkt sich das positiv auf die Lebenszykluskosten eines Gebäudes aus. Während in der Planung- und Bauphase die Kosten steigen, sinken in den restlichen Lebenszyklusphasen eines Gebäudes die Kosten.

Wer jedoch vor einem Bauprojekt steht und nur die Kosten für die Bauphase betrachtet, wird sich vermutlich für eine konventionelle Bauweise entscheiden. Wer hingegen die gesamten Lebenszykluskosten betrachtet wird sich womöglich für nachhaltiges Bauen entscheiden.


In diesem Zusammenhang ist für Häuslebauer der Ansatz der CO2-Schattenpreise interessant, da hierbei bei der Investitionsentscheidung auch die zukünftigen Kosten berücksichtigt werden (und nicht nur die Kosten des Baus).


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