top of page

Solarpflicht: Was gilt in welchem Bundesland (mit Beispielen)?

Vermutlich bist du schonmal über den Begriff Solarpflicht gestolpert. Doch was bedeutet eine Photovoltaik-Pflicht, wann genau wird eine PV-Anlage zur Pflicht und welche sonstigen Regelungen gelten in den verschiedenen Bundesländern? In diesem Blogbeitrag geben wir einen Überblick über die PV-Pflicht in Deutschland.


Die Photovoltaik-Pflicht ist ein geeignetes Instrument, um den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland voranzutreiben. Allerdings wird die PV-Pflicht in jedem Bundesland etwas anders geregelt, was zu Verwirrung und Unsicherheit bei vielen Bauwilligen führen kann. (Eventuell kommt bald eine bundesweite Solarpflicht - zumindest ist das im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung vorgesehen).


Aus diesem Grund haben wir eine übersichtliche Tabelle erstellt, in der man auf einen Blick erkennen kann, in welchem Bundesland die Photovoltaik-Pflicht gilt. Weiter unten gehen wir im Detail auf die Solarpflicht-Regelungen in Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg ein.

Bundesland

Solarpflicht beim Neubau von Wohngebäuden

Solarpflicht beim Neubau von Nicht-Wohngebäuden

Solarpflicht bei grundlegenden Sanierungen

Baden-Württemberg

seit 2022

seit 2022

seit 2023

Berlin

seit 2023

seit 2023

seit 2023

Hamburg

seit 2023

seit 2023

ab 2025


Niedersachsen

ab 2025

seit 2023

Rheinland-Pfalz

seit 2023

Schleswig-Holstein

evtl. ab 2025

seit 2023

Bayern


seit 2023

ab 2025

Nordrhein-Westfalen


ab 1. Januar 2025

ab 1. Januar 2024

ab 1. Januar 2026

​Hessen

seit 2022: PV-Pflicht gilt nur für neue Parkplätze mit mehr als 50 Stellplätzen und landeseigene Gebäude

Bremen

Gesetzesentwurf für Solarpflicht, jedoch noch nicht in Kraft getreten



Mecklenburg-Vorpommern

Geplante PV-Pflicht



Thüringen

​Geplante Erarbeitung eines eigenen Solargesetzes



Sachsen

Setzt auf angekündigte bundesweite und einheitliche Solarpflicht



Saarland

Prüfung der Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit einer Photovoltaik-Pflicht für diverse Flächenmodelle



Brandenburg

​Keine Solarpflicht beschlossen oder geplant


Sachsen-Anhalt

Keine PV-Pflicht beschlossen oder geplant


Unsere Tabelle soll dir dabei helfen, einen schnellen Überblick über die Solarpflicht zu erhalten, aber für eine genaue Planung empfiehlt es sich, sich mit den individuellen Regelungen des eigenen Bundeslandes auseinanderzusetzen.

Solarpflicht in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg war das erste Bundesland, das eine umfassende Solardach-Pflicht beschlossen hat. Seit dem 1. Januar 2022 müssen Photovoltaik-Anlagen auf allen neuen Nicht-Wohngebäuden und überdachten Parkplätzen mit mehr als 35 Stellplätzen installiert werden. Seit dem 1. Mai 2022 gilt die Verpflichtung auch für alle Neubauten von Wohngebäuden. Seit dem 1. Januar 2023 müssen Hausbesitzer bei einer grundlegenden Dachsanierung von Bestandsgebäuden ebenfalls eine Photovoltaikanlage installieren lassen.


Wann ist eine Fläche in BW im Sinne der Photovoltaik-Pflicht zur Solarnutzung geeignet?

Wann wird eine Solaranlage zur Pflicht in Baden-Württemberg? Die Mindestanforderungen an eine zur Solarnutzung geeignete Dachfläche werden in Baden-Württemberg in der Photovoltaik-Pflicht-Verordnung definiert.

  • Ein Schrägdach mit mindestens 20 Quadratmeter zusammenhängender Fläche muss bei einer Neigung von 20 bis maximal 60 Grad nur nach Westen, Osten sowie allen dazwischenliegenden Himmelsrichtungen nach Süden ausgerichtet sein,

  • Ein Flachdach mit maximal 20 Grad Neigung benötigt eine Mindestfläche von 20 Quadratmetern.

  • Notwendige Nutzungen wie eine Dachterrasse sind erlaubt, solange die verbleibende Fläche ausreichend eben und von der Sonne beschienen ist.

  • Ein nach Norden ausgerichtetes Dach fällt somit nicht unter die Photovoltaik-Pflicht in Baden-Württemberg.

Solarpflicht in BW: Wie groß muss die Photovoltaikanlage sein?

Um die PV-Pflicht zu erfüllen...

  • wird die Mindestmodulfläche der installierten Photovoltaikanlage anhand der Dachfläche bemessen, die zur Solarnutzung geeignet ist. Im Regelfall muss die Anlage eine Modulfläche von mindestens 60 Prozent der Dachfläche aufweisen.

  • kann die Mindestnutzung alternativ auch anhand der installierten Leistung der Anlage berechnet werden: Die Photovoltaikpflicht wird erfüllt, wenn die installierte Leistung der Photovoltaikanlage bei 0,06 kWp je Quadratmeter der überbauten Grundstücksfläche liegt (also inklusive Dachüberständen).

Es gibt keine Vorgaben zur Beschaffenheit, Ausrichtung und Platzierung der Photovoltaikmodule.


Beispiel für die Berechnung der Mindestgröße einer PV-Anlage aus der PV-Pflicht in Baden-Württemberg

Wir geben dir ein Beispiel für die Berechnung der Mindestgröße der Photovoltaik-Anlage anhand einem Einfamilienhaus mit folgenden Daten:

  • Gesamte Dachfläche: 170 Quadratmeter

  • Keinerlei Gauben und Dachfenster

  • Überbaute Grundstücksfläche: 160 Quadratmeter

  • Ausrichtung der Dachflächen: Süd-Nord

Variante 1 – 60 % der geeigneten Dachfläche:

  • Geeignete Dachfläche: Nur das Dach nach Süden, also 172/2= 86 Quadratmeter

  • Davon 60 %: 51,6 Quadratmeter Fläche

  • Bei einer beispielhaften Modulgröße von 1,95 Quadratmetern entspricht das 26,46 Modulen.

Bei einer angenommenen Leistung pro Modul von 410 Watt entspricht dies einer Leistung von 10,849 kWp (=26,46 x 410 Watt).


Variante 2 – 0,06 kWp pro Quadratmeter überbauter Dachfläche.


Leistung: 160 x 0,06 kWp = 9,6 kWp


Fazit:

Also wäre in diesem Beispiel Variante 2 die günstigere Lösung.


Solarpflicht in Berlin

Aktuell hat Berlin - neben Baden-Württemberg - die umfassendste Photovoltaik-Plicht.


Wann fällt ein Gebäude in Berlin unter die Photovoltaik-Pflicht?

Wann wird eine Solaranlage zur Pflicht in Berlin? Die Berliner PV-Plicht gilt für Gebäude mit einer Nutzungsfläche von über 50 Quadratmetern. Die Bruttodachfläche eines Neubaus oder Bestandgebäudes darf außerdem nicht ausschließlich nach Norden ausgerichtet oder sonstig technisch unmöglich sein (und einige wenige weitere Ausnahmen).


Bei Bestandsgebäuden greift die Photovoltaik-Pflicht in Berlin bei einer wesentlichen Dachsanierung. Dafür muss die wasserführende Schicht des Daches entweder durch...

  • Dachausbau,

  • Dachaufstockung

  • oder grundständige Dachsanierung

...erheblich erneuert werden. Die Instandhaltung nach einem Sturmschaden fällt also nicht darunter.


Solardach-Pflicht in Berlin: Was ist die Mindestgröße einer Photovoltaik-Anlage?

  • Photovoltaik-Pflicht beim Neubau: Die Photovoltaikanlage sollte mindestens 30 Prozent der Bruttodachfläche bedecken (einschließlich Dachüberstand ohne Dachrinne).

  • Photovoltaik-Pflicht im Altbau/Bestandsgebäude: Die PV-Anlage sollte mindestens 30 Prozent der Nettodachfläche bedecken. Nettodachfläche bedeutet: Bruttodachfläche (einschließlich Dachüberstand ohne Dachrinne) abzüglich Flächen, die nach Norden ausgerichtet sind sowie Flächen mit Dachaufbauten, Dachfenster etc.

Online-Abfrage-Tool zur PV-Pflicht in Berlin

Mit dem Online-Abfrage-Tool kannst du eine erste Einschätzung darüber erhalten, ob du die Berliner Solarpflicht für dein Gebäude erfüllen musst. Beantworte einfach einige Fragen zu deinem Gebäude und erhalte ein Ergebnis zur Solarpflicht.


Photovoltaik-Pflicht in Hamburg

Auch Hamburg hat bereits eine geltende Photovoltaik-Plicht.


Wann fällt eine Dachfläche in Hamburg unter die Solarpflicht?

Wann wird eine PV-Anlage zur Pflicht in Hamburg? Die PV-Plicht in Hamburg gilt bisher für neu gebaute Gebäude mit einer Bruttodachfläche über 50 Quadratmeter. Die Dachfläche darf außerdem nicht ausschließlich nach Norden ausgerichtet oder sonstig technisch unmöglich sein (und ein paar weitere Ausnahmen).


Außerdem muss die Dachfläche mindestens 20 Quadratmeter für Flachdächer (Neigung bis zu 10 Grad) und 10 Quadratmeter für Schrägdächer (Neigung mehr als 10 Grad) betragen und darf nicht durch Aufbauten, technische Anlagen oder Zugangswege belegt sein.


PV-Pflicht in Hamburg: Gibt es eine Mindestgröße für die Photovoltaik-Anlage?

Nein, in Hamburg können alle Verpflichteten die Größe ihrer PV-Anlage frei wählen.

bottom of page