Eine Wärmepumpe gilt in der Politik als "erneuerbare Wunderwaffe für den Heizungskeller". Es gibt jedoch eine Reihe von Vorurteilen, Mythen und Klischees, die darüber bestehen, was man für eine Wärmepumpe braucht und welche Voraussetzungen im Altbau gegeben sein müssen. In diesem Artikel werden sechs dieser Mythen untersucht.
Die Gas- und Ölpreise sind explodiert. Da verspricht eine Wärmepumpe Abhilfe. Sie gilt als Schlüssel dafür, dass die private Energiewende gelingen kann. Doch Interessenten stehen vor einer ganzen Reihe von Fragen. Als Beispiel:
Wann ist eine Wärmepumpe sinnvoll?
Was braucht man für eine Wärmepumpe?
Was verlangt eine Wärmepumpe an Voraussetzungen an einen Altbau, damit sie gut funktioniert?
Wir möchten einige Antworten geben und haben sechs gängige Vorurteile über Anforderungen und Voraussetzungen von Wärmepumpen im Altbau für Dich zusammengetragen und geprüft, ob diese auch wirklich stimmen.
In den folgenden 6 Abschnitten gehen wir den 6 Wärmepumpen-Vorurteilen auf die Spur.
1. Eine Wärmepumpe funktioniert nur mit Fußbodenheizung
Die Fußbodenheizung gilt für viele Heizungssanierer als eine Art zentrale Voraussetzung für eine Wärmepumpe. Daher kommt für Viele der Einbau einer Wärmepumpe nicht in Frage.
Doch ist eine Fußbodenheizung wirklich eine Voraussetzung für eine Wärmepumpe im Altbau?
Tatsächlich eignet sich eine Wärmepumpe für einen Altbau auch ohne Fußbodenheizung. Viele bestehende Heizkörper genügen, um die Voraussetzungen für eine Wärmepumpe zu erfüllen.
Woher stammt das Vorurteil, dass eine Fußbodenheizung eine zentrale Anforderung einer Wärmepumpe ist?
Weshalb hält sich dieses Klischee aber so hartnäckig, wenn eine Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung ebenso zuverlässig ihre Arbeit verrichtet?
Hintergrund ist Folgender: Wenn man einen Energieberater oder einen Heizungsbauer fragt, was man für Voraussetzungen für eine Wärmepumpe im Altbau braucht, wird er antworten, dass die Heizkörper eine möglichst großflächige Oberfläche haben sollten.
Und der Fußboden bietet diesbezüglich am meisten Fläche. Entsprechend ist es zu einer gängigen Annahme geworden, dass die Fußbodenheizung zu den grundlegenden Voraussetzungen einer Wärmepumpe gehört.
Praxis-Check: Wärmepumpen profitieren von alten, großen Heizkörpern
Inzwischen weiß man aber deutlich besser: Die Oberfläche vieler Heizkörper in Altbauten reicht aus, um den Wärmepumpe-Voraussetzungen zu genügen.
Dabei hilft Heizungssanierern ein Fehler, der in der Vergangenheit häufig begangen wurde: Es wurden viele Jahre deutlich zu viele und zu große Heizkörper eingebaut. Unter jedem Fenster gab es einen. Was damals unnötig war, ist heute ideal für Wärmepumpen geeignet (siehe dazu auch das Video unten).
2. Eine Wärmepumpe im Altbau ohne Dämmung funktioniert nicht
Wenn man im Internet nach einer Antwort auf die Frage "Wann ist eine Wärmepumpe sinnvoll?" recherchiert, lautet diese häufig: "Nur bei einer ausreichenden Dämmung". Auch dies ist ein gängiges Klischee bezüglich der Voraussetzungen für eine Wärmepumpe.
Doch ist eine gute Dämmung des Dachs und der Fassade wirklich eine Voraussetzung für eine Wärmepumpe im Altbau?
Nein, auch das ist falsch. Eine Wärmepumpe kann auch im ungedämmten Altbau funktionieren.
Woher stammt das Vorurteil "eine Wärmepumpe funktioniert im ungedämmten Altbau nicht"?
Wenn man im Internet weiter recherchiert, lautet die zugehörige Erklärung ungefähr so: „Der Wärmeverlust wäre ohne ausreichende Dämmung ansonsten zu hoch. Die Pumpe würde deshalb zu viel Strom verbrauchen, um die Temperatur zu halten. Was Du bei den Heizkosten einsparst, kommt beim Strom dazu - und möglicherweise sogar noch mehr.“
Praxis-Check: Studie mit Wärmepumpen in 40 ungedämmten Altbauten
Dies stimmt jedoch nur teilweise. Eine Wärmepumpe im Altbau ohne Dämmung kann durchaus Sinn machen. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts in Freiburg hat dies bewiesen. Die Forscher haben rund 40 Altbauten im südwestdeutschen Raum untersucht, in denen eine Wärmepumpe ohne Dämmung arbeitete (mehr dazu im Video ab Minute 16:15).
Laut dieser Studie erbrachten die Wärmepumpen erhebliche Einsparungen. In einem Fall berichtete ein Teilnehmer im Gespräch mit dem "SWR", seine Kosten seien um 40 Prozent zurückgegangen.
Achtung: Im Video nennt Dr. Marek Miara, der Leiter der Studie, jedoch einen Richtwert, ab wann eine Wärmepumpe ohne Dämmung nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann: "Wenn ein Haus mehr als 150 kWh Wärme pro Quadratmeter im Jahr braucht, sollte man sich die Frage stellen, ob man nicht zuerst was mit dem Haus machen sollte."
Eine gute Dämmung ist jedoch immer eine sinnvolle Voraussetzung für Wärmepumpen
Es ist zwar nicht richtig, dass eine Wasser-, Erd- oder Luftwärmepumpe als eine notwendige Voraussetzung eine gute Dämmung benötigt, einen wahren Kern hat das Ganze aber dennoch.
Je weniger Wärmeverlust es gibt, desto weniger Strom benötigt das Gerät. Wer ein Maximum sparen möchte, und gleichzeitig über die Mittel für eine große Investition verfügt, sollte die Dämmung deshalb als eine Voraussetzungen für eine Luft-, Wasser- oder Erdwärmepumpe auffassen. Die Kellergeschossdecke bietet sich beispielsweise als effiziente erste Maßnahme an.
3. Eine Wärmepumpe ohne Photovoltaik macht keinen Sinn
Eine häufige Antwort auf die Frage "Wärmepumpe - wann ist sie sinnvoll?" lautet: "Mit einer Wärmepumpe sollte unbedingt auch eine PV-Anlage installiert werden."
Tatsächlich ist dies wie beim zweiten Punkt zu sehen: PV ist keine grundlegende Voraussetzung für eine Wärmepumpe, aber eine sehr sinnvolle Ergänzung.
Eine PV-Anlage als Voraussetzung für eine Wärmepumpe? Woher stammt das Vorurteil?
Dies ergibt sich aus den vorherigen Abschnitten: Da Strom definitiv zu den Punkten zählt, die eine Wärmepumpe als eine Voraussetzung benötigt, um bestmöglich zu funktionieren, sollte die Energie besonders günstig sein. Eine Photovoltaik-Anlage mit Speicher erlaubt Dir, möglichst viel kostenlosen Strom für den Betrieb der Wärmepumpe selbst zu erzeugen.
Praxis-Check Wärmepumpe: Wann ist es sinnvoll, eine eigene Photovoltaik-Anlage zu errichten?
Grundsätzlich ist die Mischung aus Erd-, Wasser- oder Luftwärmepumpe mit Photovoltaik immer sinnvoll. Wie sehr dies gilt, soll folgendes einfaches Rechenbeispiel zeigen.
Eine Wärmepumpe hat einen Wirkungsgrad von 3,0 bis 4,0. Zum Vergleich: Öl kommt auf 0,7 und Gas auf 0,9. Nehmen wir den geringsten Wirkungsgrad für die weiteren Berechnungen - also 3,0. Dies bedeutet, dass die Pumpe aus 1,0 Kilowattstunden (kWh) Strom 3,0 kWh Wärme macht. Wenn Du Deinen Heizverbrauch durch 3 teilst, kommst Du also auf den Stromverbrauch.
Stromverbrauch im Beispiel: Eine vierköpfige Familie mit einer Wohnfläche von 100 Quadratmetern hat durchschnittlich einen jährlichen Wärmeverbrauch von 16.000 kWh. Als Strom wären entsprechend im schlechtesten Fall 5.333 kWh notwendig.
Stromerzeugung: Typische PV-Anlagen für Eigenheime bewegen sich zwischen 4.000 und 15.000 kWh pro Jahr. Auch wenn du den mittels PV gewonnen Strom - selbst mit Speicher - nicht zu 100 Prozent nutzen kannst, kannst du dich zu einem guten Teil von steigenden Strompreisen autark machen.
Fazit: Die PV-Anlage ist damit keine zwingende Voraussetzung für Luft-, Wasser- und Erdwärme. Bei den aktuellen Strompreisen ist sie aber sehr empfehlenswert.
Achtung: Die Preise von PV-Anlagen und Speichern sind in den letzten Wochen und Monaten aufgrund der hohen Nachfrage stark gestiegen. Natürlich muss die Investition sinnvoll sein, damit sich PV lohnt. In einem anderen Beitrag erklären wir dir wie du die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik in Kombination mit einer Wärmepumpe bestimmst.
4. Eine Wärmepumpe funktioniert bei Minusgraden schlecht
Dass eine Wärmepumpe bei Minusgraden schlechter funktioniert ist ein weiteres gängiges Vorurteil.
Welche Temperaturen braucht eine Wärmepumpe? Der Hintergrund über das Zusammenspiel der Wärmepumpe und der Außentemperatur
Da Wärmepumpen aus der Erde, dem Grundwasser oder der Luft Wärme ziehen, wirken Plusgrade wie eine sinnvolle Antwort auf die Frage: "Was braucht man für eine Wärmepumpe?".
Doch sind Plusgrade wirklich eine zentrale Voraussetzung für eine Wärmepumpe im Altbau?
Nein, selbst bei extremer Kälte liefern Erde, Wasser und die Luft in der Umgebung noch genügend Wärme, um das Haus mithilfe einer Wärmepumpe zu beheizen. Selbst wenn die Außentemperaturen bis auf minus 20 Grad sinken.
Praxis-Check: Wärmepumpe funktioniert auch bei Minusgraden ohne Probleme
Das im obigen Video erwähnte Fraunhofer-Institut hat festgestellt, dass Wärmepumpen auch bei Minus 20 Grad problemlos arbeiten. Außerdem ist es nur sehr selten so kalt in Deutschland. Auch bei Luft-Wasser-Wärmepumpen, die außerhalb des Hauses installiert sind, verhindert die automatische Abtaufunktion das Einfrieren des Wärmeüberträgers.
Achtung: Bei sehr kalten Temperaturen kann es jedoch sein, dass die Wärmepumpe mehr Strom verbraucht, da sie weniger effektiv ist.
5. Eine Wärmepumpe ist zu laut
Wenn Interessenten einer neuen Heizung angeben sollen, was ihre potenzielle Wärmepumpe für Voraussetzungen erfüllen soll, ist die Lautstärke stets einer der zentralen Punkte.
Woher kommt das Vorurteil mit der Lautstärke bei Wärmepumpen?
Wenn man Erfahrungsberichte in Foren liest, schildern Nutzer dass Luft-Wärmepumpen durchaus eine gewisse Lautstärke entwickeln können. Aus zwei Gründen ist das Thema Lautstärke besonders heikel:
Wer mit einem Außengerät plant, möchte Nachbarschaftskonflikten ausweichen und die Grenzwerte aus den Verwaltungsvorschriften für Lärm einhalten.
Wer mit einem Innengerät plant, möchte Konflikte innerhalb der Familie vermeiden.
Praxis-Check: Lautstärke von Wärmepumpen
Tatsächlich wird dieses Problem überschätzt. Wärmepumpen haben eine Lautstärke von durchschnittlich 30 bis 60 Dezibel. Diese Werte sind vergleichbar mit denen eines Kühlschranks.
Geräte, die außen aufgestellt sind, sind etwas lauter als Wärmepumpen, die im Innenbereich oder als Split-System (mit Außen- und Inneneinheit) aufgestellt sind.
Da man bei der Außenaufstellung aber sowieso einen gewissen Abstand zum Nachbarn einhalten muss (meistens 3 Meter), spielt die Lautstärke schon gar nicht mehr eine so große Rolle. Mit jedem Meter Abstand sinkt die Lautstärke enorm.
6. Eine Wärmepumpe funktioniert nicht mit "normalen" Heizkörpern
Dass eine Wärmepumpe nicht mit "normalen" Heizkörpern funktioniert ist ein weiteres gängiges Vorurteil, und klang auch schon ganz oben beim 1. Vorurteil zur Fußbodenheizung an.
Woher kommt das Vorurteil, dass Wärmepumpen mit Heizkörpern nicht funktionieren?
Es ist allgemein hin bekannt, dass Wärmepumpen besonders effizient arbeiten, wenn sie bei niedrigen Vorlauftemperaturen eingesetzt werden, die in erster Linie bei Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen erreicht werden.
Daraus leiten viele im Umkehrschluss ab, dass herkömmliche Heizkörper also nicht funktionieren. Diese Annahme ist jedoch falsch. Eine Wärmepumpe und ein Heizkörper, der schon vorher vorhanden war, ergänzen sich häufig problemlos.
Praxis-Check: Zwei Heizkörper-Arten sind eine gute Voraussetzung für eine Wärmepumpe
Flächenheizkörper sind wie gesagt besonders gut für eine Wärmepumpe. Grundsätzlich eignen sich also folgende Arten von Heizkörpern:
Wer sowieso neue Heizkörper kauft, sollte sich für Niedertemperatur-Heizkörper für die Wärmepumpe entscheiden (auch Wärmepumpenheizkörper genannt). Diese arbeiten besonders effizient. Mit diesen Wärmepumpenheizkörpern ist es möglich, mit niedrigen Vorlauftemperaturen von in der Regel weniger als 40 Grad Celsius und einem geringen Energieverbrauch eine hohe Leistung zu erreichen.
Darüber hinaus funktionieren Wärmepumpen häufig auch mit bestehenden Heizkörpern, die man früher gerne mal überdimensioniert hat. Weitere gute Voraussetzungen für eine Wärmepumpe in Kombination mit bestehenden Heizkörpern:
Einbau einer Hochtemperatur-Wärmepumpe
Verbesserung der Dämmung, z.B. Kellergeschossdecke
Durchführung eines hydraulischen Abgleichs
Richtige Dimensionierung der Wärmepumpe
Fazit zur Wärmepumpe: Wann ist sie also sinnvoll?
Sämtliche Punkte zeigen, dass eine Wärmepumpe auch in vielen Fällen empfehlenswert ist, wenn es die Haus- oder Wohnungseigentümer eigentlich nicht annehmen. Die Frage, wann eine Wärmepumpe sinnvoll ist, können Experten viel häufiger bejahen als allgemein bekannt ist. Eine fachkundige Beratung ist deshalb auch für Zweifler eine gute Idee.
Tipp: Wärmepumpen-Angebote von Heizungsbauern in deiner Nähe erhalten
Wenn du eine Einschätzung für die Kosten erhalten willst, vergleichst du am besten verschiedene Angebote, um das für dich Beste zu erhalten. Über das Portal Heizungsfinder erhältst du in wenigen Schritten verschiedene Angebote von Wärmepumpen-Installateuren aus deiner Region.